zurück

Formica Leo Parasitärkrater

Formica Leo, Reunion Island, Indian Ocean Islands

Piton de la Fournaise, 2632 m  Text von Buch https://static.eplanet.sk/files/3763342788_tour.pdf

 

Die Kraterlandschaft am Piton de la Fournaise gehört zu den beeindruckendsten
Naturphänomenen der Insel; einen Abstecher dorthin sollte man fest einplanen.
Man kann sich mit einem Kurzabstecher zum kleinen Sandkrater Formica
Leo begnügen, man kann sich aber auch die ganze Kraterumrundung
vornehmen und dabei in eine ganz besondere Welt eintauchen. Das Ensemble
des Piton de la Fournaise (»Spitze des Schmelzofens«) besteht aus zwei
großen Kratern, dem Cratère Bory und dem Cratère Dolomieu, die umgeben
sind von vielen kleinen Parasitärkratern, deren rote Schlote so aussehen, als
wäre erst gestern die Lava dort herausgequollen. Alle Krater sind auf der ebenen
Fläche der Enclose Fouqué verteilt, die wir betreten können

Ausgangspunkt: Parkplatz am Ende
der Route du Volcan.
Zufahrt: Mit dem PKW: Auf die Route du
Volcan bis zum Ende hochfahren, dort
parken.
Einkehr/Unterkunft: Unterwegs keine,
Imbiss im Relais du Volcan direkt neben
dem Parkplatz, für die Übernachtung in
der Gîte du Volcan ( 0262-51 17 42) ist
eine Voranmeldung erforderlich.
Anforderungen: Feste Wanderstiefel
sind zu empfehlen; die Lavaflächen sind
teilweise scharfkantig, der Abstieg vom
Borykrater sehr steil. Die Lava bietet
durch ihre raue Oberfläche aber guten
Halt.
Hinweis: Die Wanderung sollte in jedem
Fall frühmorgens bei Tagesanbruch begonnen
werden, da mittags mit dem Aufziehen
von Passatwolken zu rechnen ist.
Empfehlenswert sind warmer Pullover,
dünne Windschutzjacke sowie Sonnenschutz.
Sehenswürdigkeit: Das Maison du Volcan
in Bourg Mourat bietet interessante
Informationen, Filme und Bilder über den
Vulkanismus im Allgemeinen und den Piton
de la Fournaise im Besonderen.

Vom Parkplatz aus gehen wir auf breitem Weg den Rempart de Bellecombe
links entlang zu einem Stahltor, das den Abstieg zur Lavaebene markiert. Ist
der Vulkan aktiv, wird hier zur Sicherheit abgeschlossen. Die Kratertour zum
Sommet du Piton de la Fournaise und zurück wird mit 13 km Länge ausgewiesen.
Wir steigen gut 100msteil am Rempart hinunter bis zum früheren Kraterboden,
heute genannt Enclose Fouqué. In wenigen Schritten ist der Formica
Leo, der »Ameisenlöwe«, erreicht. Der kleine Krater ist aus pulvrigem, rotem
Lavasand entstanden. Sein Durchmesser beträgt nicht mehr als 100 m. Über
Strick- und Brockenlava geht es weiter. Die Vegetation ist spärlich. Hier am

Anfang der Tour wachsen in den
Ritzen der Lavaplatten noch vereinzelt
Heide- und Farnbüsche,
weiter oben gibt es nichts mehr
davon. Der Weg ist deutlich
durch weiße Punkte markiert,
die in engen Abständen auftauchen.
Die Dichte der Tupfer mag
befremden; wer unterwegs jedoch
von Nebel überrascht
wird, ist froh über diese Orientierungshilfe.
Nach knapp einer Stunde Gehzeit
erreichen wir La Chapelle
de Rosemont, eine kleine, etwa
5 m hohe Lavagrotte, vermutlich
aus einer Gasblase entstanden.
Sie ist benannt nach dem Vulkanforscher
Patu de Rosemont,
dem die Grotte während seiner
Erforschungstouren als Wetterschutz
diente. Gleich hinter der
Grotte gabelt sich der Weg. Geradeaus
führt er direkt steil hoch
zum Krater Bory. Er wird am häufigsten eingeschlagen. Wir empfehlen jedoch
die Route links im Uhrzeigersinn, Richtung Sommet par la Soufrière
(Schwefelgrube). Sie steigt sanfter bergan und wir landen früher am Hauptkrater
Dolomieu als bei der anderen Route. Über Schlackenlava und Basaltplatten
erreichen wir auf diesem Weg gut eine Stunde später die Weggabelung,
auf der es rechts hoch auf einer Abkürzung zum Cratère Bory geht. Diesen
Weg schlagen wir zunächst ein. Nach knapp 10 Min. Steilanstieg erreichen
wir direkt den Kraterrand des Cratère Dolomieu. Das Szenario ist wirklich
sehr beeindruckend.


Der kreisförmige Kraterboden ist mit kleinen Kratern übersät. Auf der Gegenseite raucht es noch aus zwei Schloten. Risse sind zu erkennen,

aus denen ebenfalls schwefelhaltige Rauchschwaden aufsteigen. Nicht schwer, sich vorzustellen, wie dünn die Erdkruste an dieser Stelle ist. Wir kehren zurück zu unserer Kreuzung. Laut Plan müssten wir uns hier bei La Soufrière
befinden. Die »Schwefelgrube« ist aber nicht auf Anhieb zu entdecken. Wir biegen jetzt rechts ab und beginnen die Kraterumrundung. Dabei passieren wir die offene Ostflanke des Vulkans, die sich hufeisenförmig zum Grand
Brûlé öffnet; es geht über Schlackenauswürfe, schwarze Basaltschmelze und Brockenlava, die sich in langen, breiten Bahnen bei früheren Ausbrüchen bis hinunter zum Meer hin geschoben hat. Im südlichen Teil der Kraterumrundung
genießen wir noch ein paar Blicke über einzelne spektakuläre Parasitärkrater, machen eventuell einen Abstecher an den Kraterrand und erreichen den 2632 m hohen Westkrater Cratère Bory, der sich einseitig als
Ausbuchtung aus dem Haupkrater wölbt. Von hier oben können wir ein letztes Mal bis weit zum Ozean und über die Berge ins Inland schauen, dann steigen wir ab. Die Lavatunnel, und -wülste bilden eigenartige Formen, die unsere
Fantasie anregen. Man erkennt Kraken, Drachenarme, Pompeji-Figuren, Backöfen und Pantoffeln. Ab La Chapelle de Rosemont geht es wieder auf gleicher Strecke zurück wie auf dem Hinweg.

Formica Leo